Historische Orte in Hameln
Das Hamelner Münster
Hameln zwischen Reformation, Renaissance
und Dreißigjährigem Krieg –
Vom glücklichsten Jahrhundert der Stadtgeschichte
Vortrag am 19. September 2016 im Münster
Aktivitäten der Stadt

Hameln im spätmittelalterlichen Flugblatt von 1622
Rathaus Marktkirche und Hochzeitshaus liegen dicht beieinander im Zentrum der Kaufmannsstadt.
Das in dieser Darstellung übertrieben stilisierte Straßennetz zeigt eine planmäßige Stadtanlage.
Quelle: Stadtarchiv Hameln
Wie gestaltete sich das Verhältnis von Stadt und Kirche? Die Kirche in Gestalt des Münsters war am Ort das Ältere, Ursprüngliche. Sie hatte die Gründung der Stadt überhaupt möglich gemacht. Die zahlreichen gewinnbringenden Mühlen z.B. gehören dem Stift. Die Marktkirche war ursprünglich eine Kapelle, also eine Nebenstelle des Münsters.
Die Spannung zwischen Stadt und Stift war eingeboren. Traditionsbewusste Stiftsherren auf der einen Seite und Kaufleute sowie Handwerker auf der anderen Seite waren von unterschiedlichen Mentalitäten geprägt. Ständig gab es beispielsweise Streit zwischen Stift und Stadt um die Mühlen.
Mit der Zeit verdrängte die wohlhabender werdende Stadt das Stift aus seiner Machtstellung. Die Reformationszeit war die entscheidende Wendezeit.
Zunehmend machten die Bürger die Marktkirche zu „ihrer“ Kirche. 1466 ließen sie eine kostspielige Orgel einbauen. 1511 stockten sie den Turm der Marktkirche auf, sodass er weit höher als die beiden Türme des Münsters in den Himmel ragte.
Den Turm statteten sie mit einer wie eine Krone gestalteten Wächterstube aus, vor allem aber mit einer weithin sichtbaren Uhr, die sogar einen Minutenzeiger besaß.
Während im Stiftsbereich noch die nach der Sonne gemessene und nach Gebetszeiten eingeteilte mönchische Zeit galt, maß die Stadt die Zeit nach Stunden und Minuten. Nirgendwo zeigte sich der Wetteifer mit dem Stift deutlicher.


Links: Turm der Marktkirche mit Wächterstube und Uhr um 1622
Quelle: Neukirch, Hamelner Renaissance, S. 32
Rechts: 1510 Ausbau des Ostertores mit Zwinger und Bastei
Quelle: Neukirch, Hamelner Renaissance, S. 32
1531-33 baute die Stadt mit Wall und Festungsgraben eine neuzeitliche Stadtbefestigung. Jeder Besitzer eines „Brauhauses“ musste zu Hause eine Hakenbüchse besitzen. Auf der Straße durfte er allerdings nur einen kurzen Degen tragen.
Das Stift trug zum Ausbau der Festung 20 Gulden bei, war dafür aber für alle Zeit von den die Bürger betreffenden Verteidigungslasten befreit.
Die Stadt schuf damals zwei neue Ämter: für das Mühlenwesen und den Weinhandel, Zeichen für einen wirtschaftlichen Aufschwung.