Historische Orte in Hameln

 

Das Projekt "Geschichts- und Erinnerungstafeln"

auf dem Friedhof Wehl

"Kriegsgräber sind Prediger des Friedens"

 

Angestoßen durch den Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e.V. hat sich der Leistungskurs Geschichte am Albert-Einstein-Gymnasium Hameln seit dem Herbst 2004 mit der Geschichte der Kriegsgräber auf dem Friedhof Wehl beschäftigt.

Die Geschichte der beiden Weltkriege des letzten Jahrhunderts spiegelt sich auf dem Friedhof Wehl in zahlreichen Gräbern. Über die große Fläche des Friedhofes liegen verstreut ganz unterschiedliche Opfergruppen des Krieges: Ausländische Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter, deutsche Opfer des Bombenkrieges, Opfer der schlimmen Zustände im Zuchthaus, deutsche und ausländische Soldaten aus beiden Weltkriegen, insgesamt mehr als 1800 Personen.

Ein kurzer Überblick:

Am Wehl stand im Ersten Weltkrieg ein riesiges Kriegsgefangenenlager. Aus dieser Zeit sind auf dem lange so genannten "Russenfriedhof" über 700 russische, serbische und belgische Soldaten bestattet.

Während des Zweiten Weltkriegs starben in Hameln und Umgebung von den zahlreich vorhandenen Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeitern über 300 Personen, darunter viele Frauen und Kinder. Weil eine Bestattung dieser zumeist aus Polen und Russland stammenden Menschen auf Friedhöfen für Deutsche nicht gestattet war, begrub man diese Toten auf den Gräbern der Soldaten aus dem Ersten Weltkrieg.

Über 195 zivile Opfer durch den Luftkrieg hatte die Bevölkerung der Stadt zu beklagen. Sie ruhen im vorsorglich zu Beginn des Krieges angelegten Bombenopfergräberfeld.

In einem benachbarten Feld sind 200 deutsche Soldaten bestattet, die in den letzten Kriegstagen bei sinnlosen Kämpfen um die Verteidigung der Stadt gegen die amerikanischen Truppen gefallen sind.

Ganz im Abseits des Friedhofes findet sich das Gräberfeld von 390 Männern, die in den Jahren 1939-1945 im Hamelner Zuchthaus wegen der unsäglichen Lebensbedingungen ums Leben kamen. Die Gräber sind – obwohl sie rechtlich den Status von Kriegsgräbern genießen – nach Ablauf der Liegefrist im Jahre 1975 beseitigt worden.

Aufgeteilt in insgesamt vier Arbeitsgruppen haben sich Schülerinnen und Schüler des Leistungskurses Geschichte am Albert-Einstein-Gymnasium an die Aufgabe gemacht, die Geschichte der Kriegsgräber dieses Friedhofes zu erforschen. Sie haben dazu Spuren auf dem Friedhof selbst untersucht, in Archiven gearbeitet, Literatur durchforstet und Interviews mit Überlebenden geführt.

Das Projekt zielte darauf, den Schülerinnen und Schülern die Geschichte des Nationalsozialismus und des Zweiten Krieges in Hameln nahe zu bringen und dadurch Anstöße zu geben, über die Entstehung von Konflikten und die gesellschaftliche und politische Bedeutung des Friedens nachzudenken.

Das war eine sehr umfangreiche Arbeit, die viel Genauigkeit und Beharrlichkeit erforderte und deswegen großen Respekt verdient. Weil auf Seiten der Stadtverwaltung zunächst Vorbehalte bestanden, das Feld der Zuchthausopfer in die Maßnahme einzubeziehen, zog sich die Arbeit länger als ein Jahr hin.

Die Kurzfassung der Ergebnisse ist auf Tafeln festgehalten, die im Dezember 2005 auf dem Friedhof Wehl an den unterschiedlichen Begräbnisorten aufgestellt worden sind. Der Bau der Tafeln war ebenfalls ein Schulprojekt, in diesem Falle der Eugen-Reintjes-Schule. Die tafeln sollen die Erinnerung an die Schicksale der unterschiedlichen Opfergruppen im öffentlichen Bewusstsein wach halten.

In der Langfassung werden die Ergebnisse des Projektes auf dieser Webseite sowie auf den Webseiten des Albert-Einstein-Gymnasiums und des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge e.V. veröffentlicht.

Eine Fortsetzung fand das Schulprojekt in einem weiteren Projekt des Volksbundes, nämlich einem internationalen Jugendcamp, das Mitte August 2006 in Hameln stattfand. Neben einer Pflege aller Kriegsgräber des Friedhofes Wehl bestand seine Hauptaufgabe darin, das bis dahin völlig vernachlässigte Feld der Zuchthausopfer in würdiger Form wieder herzurichten. Dies ist mit Hilfe der Stadt Hameln in überzeugender Weise gelungen.

 
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