Historische Orte in Hameln
Rundgang über den Friedhof Wehl
Eingangstafel
Der Zweite Weltkrieg in Niedersachsen
Die Eingangstafel
Am 7. April 1945 besetzten amerikanische Truppen die Stadt Hameln. Damit war für die Hamelner Bevölkerung der von Deutschland verursachte Zweite Weltkrieg zu Ende. Allein im heutigen Niedersachsen hat der Zweite Weltkrieg 350 000 Soldaten und Zivilisten sowie Zehntausenden von Menschen in den Arbeits- und Konzentrationslagern das Leben gekostet. Der 8. Mai 1945, der Tag der Kapitulation des Oberkommandos der Wehrmacht vor den Alliierten, gilt heute als "Tag der Befreiung" (Richard von Weizsäcker, 1985) von den Schrecken des Krieges und den Gräueltaten der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft.
Hameln im Dritten Reich
Die Nationalsozialisten übernahmen die Macht im Hamelner Rathaus unmittelbar nach den von der NSDAP gewonnenen Kommunalwahlen vom 12. März 1933. Bereits vor der Machtübernahme war die Hamelner NSDAP mit unnachgiebiger Härte und Brutalität gegen Regimegegner und Juden vorgegangen. Die Reichserntedankfeste auf dem nahen Bückeberg sollten dagegen "den schönen Schein" des Dritten Reiches zeigen. Alljährlich versammelten sich dort im Herbst annähernd eine Million Menschen zu einer gigantischen Feier der "Volksgemeinschaft". Diese Propagandafeste rückten die Stadt Hameln, insbesondere durch die Anwesenheit Hitlers, in den Blickpunkt reichsweiten Interesses.
Die Vorbereitungen auf den Krieg waren in Hameln früh sichtbar. Mit der Einführung der allgemeinen Wehrpflicht im Jahre 1935 begann in der Garnisonstadt Hameln ein umfangreicher Kasernenbau. Die "Domag", ein 1937 fertig gestellter riesiger Industriekomplex mit 2000 Beschäftigten, arbeitete seit ihrer Inbetriebnahme für die Aufrüstung.
Während des Krieges wurde annähernd die gesamte Hamelner Industrie in den Dienst der Rüstungsproduktion gestellt. In den Fabriken und auf den Bauernhöfen in Stadt und Landkreis arbeiteten bis zu 10 000 Zwangsarbeiter. Sie waren - zumeist als Jugendliche - vor allem aus Polen und der Sowjetunion nach Deutschland verschleppt worden. Die schlechten Lebens- und Arbeitsbedingungen forderten besonders in den letzten Monaten des Krieges unter den Zwangsarbeitern mehr als dreihundert Opfer. Noch schlimmer waren die Auswirkungen auf die Insassen des Hamelner Zuchthauses. Bei ihnen handelte es sich überwiegend um Regimegegner, Juden, Homosexuelle und ausländische Widerstandskämpfer. Aufgrund der katastrophalen Lebensbedingungen starben – vor allem in den letzten Kriegsmonaten - 390 Männer. Ein Todesmarsch, auf den über 400 politische und ausländische Häftlinge geschickt wurden, forderte weitere Opfer in unbekannter Höhe.
Bis 1944 blieb die Hamelner Bevölkerung weitgehend von den Schrecken des Bombenkriegs verschont. Seit Sommer 1944 war der Bahnhof immer wieder das Ziel alliierter Angriffe. Bei den Luftangriffen auf die Stadt fanden 300 Menschen den Tod. Weitere Opfer unter Soldaten und Zivilbevölkerung forderte der sinnlose Befehl des hannoverschen Gauleiters Lauterbacher, die Stadt Hameln nicht kampflos zu übergeben. Bei dem zweitägigen Beschuss im April 1945 fanden schätzungsweise hundert Menschen den Tod.
Die Kriegsgräberanlagen auf dem Friedhof "Am Wehl"
Der Friedhof "Am Wehl" ist heute die letzte Ruhestätte von mehr als 1800 Kriegstoten, die auf mehreren räumlich voneinander getrennten Gräberfeldern beigesetzt wurden. Unterschiedliche Quellen und vorläufige Schätzungen ergeben die folgende Anzahl und Verteilung der Kriegstoten:
759 russische, serbische und belgische Soldaten aus dem Ersten Weltkrieg
über 300 ausländische Opfer des Zweiten Weltkriegs, fast alle Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter aus dem Osten
390 Insassen des Zuchthauses Hameln, unter ihnen zahlreiche Ausländer. Trotz Anspruch auf Kriegsgräberstatus wurden deren Gräber 1975 fast alle beseitigt.
200 im Zweiten Weltkrieg getötete deutsche Soldaten
über 195 zivile Opfer der Luftangriffe auf Hameln.
Weitere Informationen enthalten die fünf Erinnerungstafeln an den Gräberfeldern für die Kriegsopfer. Die Standorte der Erinnerungstafeln sind auf dem Friedhofsplan gekennzeichnet.
Erinnern für die Zukunft – Arbeit für den Frieden
Der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge e.V. ist eine humanitäre Organisation. Er widmet sich hauptsächlich der Anlage und Pflege der Gräber von deutschen Kriegstoten im Ausland, betreut Angehörige in Fragen der Kriegsgräberfürsorge und unterstützt die internationale Zusammenarbeit auf dem Gebiet der Kriegsgräberfürsorge. Als einziger Kriegsgräberdienst der Welt betreibt der Volksbund eine eigenständige Jugend- und Schularbeit. Ausgehend von den Gräbern der Opfer von Krieg und Gewalt erfahren junge Menschen, dass Demokratie und Frieden keine Selbstverständlichkeit sind, sondern das Engagement jedes Einzelnen erfordern.
Die "Geschichts- und Erinnerungstafeln" auf dem Friedhof "Am Wehl" sind das Ergebnis eines Schulprojekts des Albert-Einstein-Gymnasiums Hameln und der Eugen-Reintjes-Schule Hameln und des Volksbundes. Unter www.einstein-gymnasium-hameln.de (...) sowie unter www.volksbund-niedersachsen.de finden Sie eine ausführliche Darstellung im Internet.
Wir danken der Sparkasse Weserbergland für die finanzielle Unterstützung des Projekts.
Die Stadt Hameln
Der Oberbürgermeister