Zwangsarbeit in Hameln und im Kreis Hameln-Pyrmont

 

"Gesichter" - Ausländische Zwangsarbeit in und um Hameln 1939-1945

Ausstellung im Hamelner Münster
vom 9. September bis 13. November 2005

 

Kap. 14

"Mein Leben wäre anders verlaufen." –
Auswirkungen auf das spätere Leben

 

Die meisten Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter beklagen, dass die Jahre in Deutschland ihnen die Jugend genommen haben. Die Zeit der Zwangsarbeit in Deutschland fiel bei den meisten in die entscheidende Lebensphase der schulischen oder beruflichen Ausbildung. Häufig mussten sie die Ausbildung abbrechen. Oft kam es gar nicht erst zu einer Berufsausbildung.

Die Aufbaujahre nach der Rückkehr in die Heimat waren so schwierig, dass an ein Nachholen oder Fortsetzen der Ausbildung zumeist gar nicht zu denken war. Dadurch hat die Zwangsarbeit häufig lebenslange Folgen für die berufliche Qualifikation gehabt und wirkt sich heute nachteilig auf die Rentenhöhe aus.

Wegen der schlimmen Umstände des Arbeitseinsatzes und der mangelnden Ernährung haben viele Menschen bleibende physische und psychische Schäden erlitten. Viele hatten zudem um Mitglieder ihrer Familie zu trauern, die während des Krieges umgekommen oder ermordet worden waren. Die damals erlittenen körperlichen und seelischen Schäden äußern sich bis heute in psychosomatischen Störungen und frühzeitiger Alterung.

Verbitterung und Trauer kennzeichnen bis heute die Erinnerung an die Jahre in Deutschland, zumal das dort zugefügte Leid auch in Polen keine öffentliche Anerkennung fand, sondern von Seiten des Staates auf Misstrauen traf. Von den leidvollen Erfahrungen, die die sowjetischen Zwangsarbeiter nach ihrer Heimkehr durch staatliche Diskriminierung und Verfolgung machen mussten, möchte man gar nicht reden.

Gleichwohl ist doch bei vielen, die Briefe geschrieben haben, das Bemühen erkennbar, die Deutschen differenziert zu beurteilen und auch für deren Leid während des Krieges Verständnis zu entwickeln.

 
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Frau Janina B., geb. am 3. Mai 1939 im Dorf Baszkow, Kreis Sieradz, Polen.

Heute bin ich neidisch auf meine Enkelkinder, dass sie eine so schöne Kindheit haben, die mir nie vergönnt war. Wenn ich auf die Kinder schaue, spüre ich, was mir der Krieg geraubt hat. Meine unbeschwerte Kindheit war mit dem Tod meiner Mutter im Jahre 1943 beendet. Das sind meine verbitterten Erinnerungen aus meiner Kindheit.

 

Herr Czeslaw B., geb. im Jahre 1923 in Lodz, Polen.

Als ich nach Polen zurückkam, war ich ein kranker Mensch. Ich hatte Tuberkulose. Es war für uns Polen eine schlechte Zeit. Wundern Sie sich nicht, dass wir immer noch feindlich gegen die Deutschen gesinnt sind.

 

Frau Florentyna K., geb. am 19. Juni 1920 in Gnesen, Wojewodschaft Posen, Polen.

Die schönsten Jahre meines Lebens hat mir der Krieg durch die für meine Jugendjahre zu schwere Arbeit geraubt. Heute mit meinen 82 Jahren lebe ich sehr bescheiden, denn ich beziehe eine kleine Altersrente, wovon ich den größten Teil für Arzneimittel ausgeben muss.


Frau Irena M., geb. am 2. August 1922 in Wegorzewo, Wojewodschaft Posen, Polen.

Es ist schwer zu sagen, was ich in dieser Zeit durchgemacht und erlebt habe. Ich möchte erwähnen, dass nicht alle Deutschen böse zu uns waren.

Es ist viel Zeit verflossen und heute sehe ich alles mit anderen Augen. Ich hoffe, dass eine ähnliche Zeit nicht wiederkehrt.

 

Frau Zofia O., geb. am 13. Januar 1927 in Brzeg, Kreis Turek, Polen.

Ich durchlief sechs Klassen der allgemeinen Schule und war bei meiner Deportation nach Deutschland 12 Jahre alt. Eine weitere Ausbildung unterbrach der Krieg. Dadurch erlernte ich keinen Beruf. Nach der Befreiung habe ich geheiratet. Für die Schule oder für eine Ausbildung hatte ich keine Zeit mehr. Ich habe drei Söhne zur Welt gebracht und habe bis zum Rentenalter als Spinnerin gearbeitet.

 

Frau Anna S., geb. am 8. Juli 1920 in Lednogora, Kreis Gnesen, Wojewodschaft Posen, Polen.

Die Zeit in Deutschland habe ich in schlechter Erinnerung. Meine Jugendzeit ist mir genommen worden. Bis heute fühle ich Hass im Herzen. Verzeihen Sie, dass ich Ihnen geschrieben habe. Es ist mir jetzt leichter ums Herz.

 

Herr Boguslaw W., geb. am 11. Januar 1927 in Swiecie, Polen.

36 Monate in Hameln für einen fünfzehnjährigen Jungen waren eine Tragödie. Weg von zu Hause, schlimme Lebensverhältnisse, schwere Arbeit. Der Aufenthalt in Deutschland hat bleibende Spuren hinterlassen, nicht nur gesundheitliche, sondern auch in meiner Seele. Das alles kann man nicht beschreiben, das muss man erlebt haben.

 
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