Zwangsarbeit in Hameln und im Kreis Hameln-Pyrmont
Besuch der ehemaligen Zwangsarbeiterinnen
und Zwangsarbeiter
aus Polen
vom 18. - 25. September 2005 in Hameln
Die Gäste
Janina Bartos und ihr Bruder Stanislaw Smus
Edmund Bednarek
Halina Bielecka
Jozef Butniak
Jerzy Jedrzejczak
Stanislaw Kicman und Juliusz Kozlowski
Stanislawa Kozula
Marianna Matusiak
Henryk Olejniczak
Janina Salewska
Tadeusz Slowinski
Stanislaw Kicman und Juliusz Kozlowski
Stanislaw Kicman wurde 1937 in Warschau geboren. Dort wohnt er auch heute. Zur Zwangsarbeit in den Wollwarenfabriken Marienthal wurde er 1944 nach dem Warschauer Aufstand zusammen mit seiner Mutter deportiert. Er war damals sieben Jahre alt.
Seine inzwischen verstorbene Mutter hat über die Kriegszeit ein umfangreiches Buch geschrieben.
Wenn ich in einer Sonderkommission zur Beurteilung der Schuld der Deutschen gewesen wäre, dann würde ich neben einer Anklage wegen Völkermord auch eine Anzeige erstatten, dass die Deutschen uns dadurch gequält haben, dass sie uns nicht genug zum Essen gaben.
Es geht mir nicht so sehr um uns Erwachsene, sondern um die kleinen, unschuldigen Kinder. Es wurden damals keine Tonaufnahmen gemacht; sonst könnte man jetzt alles wiedergeben. Diese Bettelei! Wenn man selbst hungrig ist, ist das eine Qual, und wenn man dann noch das eigene Kind hungern sieht und hören muss, wie es um Essen bettelt, und man hat nichts für das Kind – ein Entsetzen!
Stanislaw Kicman 1943 in Warschau,
ein Jahr vor der Deportation nach Hameln
Stanislaw Kicman mit seiner Frau und Dolmetscherin Magda
beim Besuch in seiner Warschauer Wohnung Ostern 2005
Stanislaw Kicman im Herbst 2005 im Park des Hauses
Harderode, wo er nach der Befreiung einige Monate
mit seiner Mutter lebte.
Juliusz Kozlowski wurde 1933 in Warschau geboren und im Alter von 11 Jahren nach dem Warschauer Aufstand nach Hameln zur Zwangsarbeit in den Wollwarenfabriken Marienthal verschleppt. Er lebt heute in Warschau.
Am 9. August 1944 hat man unsere ganze Familie, fünf Personen, in das Lager nach Pruszkow gebracht. Zu der Zeit war ich 11 Jahre alt. Wir waren dort in großen Hallen untergebracht. Am nächsten Tag hat man alle, die dort waren, gezählt und aussortiert. Die Alten und Kranken kamen ins Krankenhaus. Meine Oma war dabei. Ich habe sie nie wieder gesehen. Die Männer kamen nach Dachau in das Konzentrationslager. Mein Vater und mein Onkel kamen nach Dachau. Sie sind dort zu Tode gekommen.
Meine Mutter und ich, wir sind dann nach langer Fahrt ohne Verpflegung wiederum in ein Lager nach Oranienburg gekommen. Dort wurde aufs Neue sortiert. Die nächste Station war das Konzentrationslager Bergen-Belsen. Dort waren auch sehr schlechte Verhältnisse; wir haben Schlimmes erlebt. Von Bergen-Belsen kamen wir nach Hameln.
Juliusz Kozlowski (oben) nach seiner Befreiung
in Hameln im Park vor dem Weserkrankenhaus
Juliusz Kozlowski
Stanislaw Kicman und Juliusz Kozlowski beim Besuch der Wollwarenfabriken Marienthal (links, heute Faurecia)
und der Wollwarenfabrik Theodor Günther (rechts, heute Werkstatt für Behinderte)