Rafi Meisels, ein Mitglied des Kibbuz, berichtet von seiner Unterkunft und der täglichen Arbeit.
"Lange habe ich bei einem Bauern auf einem Holzgestell vor der Krippe der Pferde geschlafen. ... Am Morgen habe ich beim Melken geholfen. Wenn die einen Gemüsegarten hatten, hat man Unkraut gejätet, gepflanzt. Schon in Holzhausen habe ich mit Pferden gearbeitet. ... Das war eine große Sache, daß der Bauer mir ein paar Pferde gegeben hat."
Leo Meyerhoff beim Pflügen auf Hof Knoke in Griessem
Im sog. Polenhaus von Hof Knoke (im Vordergrund) lebten ca. sechs
Mitglieder des Kibbuz.
Hofmeister Meier, ein Knecht und sechs Mitglieder des Kibbuz
während einer Pause bei der Feldarbeit auf Hof Knoke
Die jungen Juden waren den Bauern billige und willige Arbeiter. In den sog.
"Goldenen Jahren" der Weimarer Republik konnte man auf dem Lande nur schwer
Leute kriegen.
Wieder Rafi Meisels:
"Sie (=die Dorfbewohner) haben uns wie Leute angeguckt, die vom Mond kommen. Wir sind nicht in die Kneipe gegangen. Wir haben uns am Sonnabend nicht betrunken."
Der gesamte Verdienst wanderte in eine gemeinsame Kasse. Mosche Blaustein erzählt:
"Alles wurde für die Alija, für die Reise nach Israel, gespart und fürs Hebräischlernen. Da war ein Kassierer von beiden Kibbutzim. Einer hat die Kulturleitung gemacht und Hebräisch unterrichtet."
Wie es beim Hebräischlernen zuging, berichtet Dov Stok, einer der Lehrer der Gruppe:
"Abends kamen die Chawerim der Hachschara im Hause des Bauern Heinrich Meyer (=in Aerzen) zusammen und lasen Buchstabe für Buchstabe mit großer Anstrengung etwas Iwrith. Die Augen waren müde nach schwerer Arbeit und grober Kost, in Erwartung der Nachtruhe auf dem Strohboden oder im Stall.
Da pflegte die Hauswirtin, eine umfangreiche Witwe, deren Niesen die Luft des Zimmers erschütterte, staunend den Kopf zu schütteln und zu fragen: 'Was haben sie eigentlich die ganze Quälerei nötig?'
Die jungen Leute waren in der Regel unmittelbar nach dem Schulabschluss zum Kibbuz gestoßen und um die 18 Jahre alt, die jüngsten um die 16 Jahre. Über Mundpropaganda, Jugendbünde oder Zeitschriften hatten sie von der Existenz des Kibbuz Cheruth erfahren.
© Bernhard Gelderblom Hameln