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Die Stadt Hameln und ihre Juden
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Ein Gang durch 700 Jahre gemeinsamen Lebens

Einführung

Ein Gang durch 700 Jahre gemeinsamen Lebens von Christen und Juden: Ist das ein Gang durch 700 Jahre Diskriminierung, Ausgrenzung, Gewalt und Mord? Die Konzentration auf den Holocaust als ein außerordentliches, aus der Geschichte herausstehendes Ereignis verstellt uns den Blick auf die Tatsache, welch lange Geschichte die Juden in Deutschland haben. Wir neigen dazu, die Geschichte und Kultur der Juden vor dem Holocaust, besonders die Zeit vor dem 19. Jahrhundert, auszublenden. 

In der Konzentration auf den Holocaust erscheinen die Juden nur als Opfer. Tatsächlich gibt es eine lange von den Juden selbst bestimmte oder doch beeinflusste Geschichte und eine tiefe Verankerung in der deutschen, regionalen und lokalen Geschichte.

In Deutschland lebten seit 800 und bis 1945 ständig Juden, wenn sie auch häufig den Wohnort wechseln mussten. Eine solche Kontinuität gibt es in kaum einem anderen europäischen Land. So konnte sich hier eine eigenständige jüdische Tradition und Kultur entwickeln.

Man kann sich angesichts dieser Tatsache nur wundern, dass Juden in Deutschland immer wieder als Fremde, bisweilen – auch bei Wohlmeinenden – als Israelis, gelten. Das vorherrschende historische Bewusstsein über die Präsenz der Juden in der deutschen Geschichte entspricht den Wunschvorstellungen der Nationalsozialisten, für die Juden erst seit dem späten 19. Jahrhundert aus dem Osten nach Deutschland eindrangen, um hier als Schmarotzer zu leben.

Die folgende Darstellung will das Beziehungsgeflecht zwischen Juden und Christen an der städtischen Basis – in Hameln – untersuchen. Vor Ort sah manches anders aus, funktionierte vieles, erzwungen durch die Notwendigkeit der konkreten Zusammenarbeit in der Enge der kleinen Stadt. Vielleicht waren das enge nachbarliche Verhältnis, Gewöhnung, ja Freundschaft wirksame Hindernisse gegenüber der Ausbreitung von Antijudaismus und Antisemitismus?

Die Darstellung wird auch die großen Linien in der Geschichte von Juden und Christen in Deutschland nachzeichnen müssen. Vieles, was in Hameln geschah, wird erst verständlich, wenn es in die allgemeine Entwicklung eingebettet wird. Gleichzeitig werden so auch die Besonderheiten Hamelns deutlich. Wo es möglich ist, sollen über Lebensbilder, kleine biographische Skizzen, die besonderen Merkmale der Zeit erhellt werden. Etwas ausführlicher werden die frühen Zeiten behandelt, die sonst stets vernachlässigt werden.

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© Bernhard Gelderblom Hameln