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Die Stadt Hameln und ihre Juden
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Ein Gang durch 700 Jahre gemeinsamen Lebens

Die Zeit des Mittelalters und der frühen Neuzeit

Die Blüte im 10. und 11. Jahrhundert

Seit dem 9. Jahrhundert gab es eine Einwanderung von Juden nach Deutschland. Es kamen Großhändler- und Gelehrtenfamilien. Sie wohnten in den wirtschaftlichen Zentren entlang der Flüsse, besonders dem Rhein.

Es handelte sich um Fernhändler, deren Lebenshaltung durchweg großzügig war. Der aus Handel und Zinsleihe entstehende Wohlstand ließ Muße zum Talmudstudium. Innerhalb dieses Judentums gab es keine Trennung zwischen Geistlichen und Laien, also auch kein Berufsrabbinat.

Von vielen Christen unterschieden sich die Juden durch ihre rege wirtschaftliche Tätigkeit, ihre wirksame Gemeindeorganisation und ihre relativ hohe Bildung. 

Als Großhändler lebten sie mitten in den Städten. Abgesonderte jüdische Viertel entstanden erst später. Die Gemeinden waren klein, aber sie wuchsen in den 200 Jahren bis zum ersten Kreuzzug ständig.

Das heilige, also christliche römische Reich deutscher Nation hat innerhalb seiner fest gefügten Gesellschaft eigentlich keinen Platz für die Juden. Sie sind keinem der drei Stände aus Bürgern, Edelleuten und Geistlichen zugehörig.

Damit sind ihnen nahezu alle Berufe, die das Mittelalter bieten konnte, verschlossen.

Schutzjude Sachsenspiegel (Eike von Repkow um 1220)
Darstellung eines Schutzjuden (links mit spitzem Hut) im
Sachsenspiegel (um 1220). Juden stehen wie Mönche, Geistliche und
Frauen unter dem Schutz des Königs, der auf die Friedenslilie zeigt.
Quelle Marx S. 16

Juden stehen jedoch unter dem unmittelbaren Schutz des Kaisers, der sie als Fernhändler schätzt und braucht. Diesen Schutz lässt sich der Kaiser allerdings teuer bezahlen und sein starker Arm ist im großen Reich nicht immer zur Stelle.

Innerhalb einer christlichen Welt, die sich gerade erst vom Heidentum losgesagt hat, betrachteten sich die Juden als Vorkämpfer des reinen, des monotheistischen Gottesglaubens. Das damalige Judentum missionierte, und seine Mission zeigte unter den Christen auch Erfolge. Das Judentum (wie der Islam) galt vielen Gebildeten als moderne, vernunftgemäße Religion. Es kennt keinen Wunderglauben und keine Sakramente, nicht den Glauben an das Sühnopfer Christi und an die Dreifaltigkeit Gottes.

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© Bernhard Gelderblom Hameln