Als Großhändler lebten sie mitten in den Städten. Abgesonderte jüdische Viertel entstanden erst später. Die Gemeinden waren klein, aber sie wuchsen in den 200 Jahren bis zum ersten Kreuzzug ständig.
Das heilige, also christliche römische Reich deutscher Nation hat innerhalb seiner fest gefügten Gesellschaft eigentlich keinen Platz für die Juden. Sie sind keinem der drei Stände aus Bürgern, Edelleuten und Geistlichen zugehörig.
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Vom Landbesitz sind sie ausgeschlossen, weil dieser den (christlichen) Lehnseid voraussetzt, den Juden nicht leisten können.
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Die Zünfte der Handwerker nehmen nur Christen und Deutsche auf.
Damit sind ihnen nahezu alle Berufe, die das Mittelalter bieten konnte, verschlossen.
Darstellung eines Schutzjuden (links mit spitzem Hut) im
Sachsenspiegel (um 1220). Juden stehen wie Mönche, Geistliche und
Frauen unter dem Schutz des Königs, der auf die Friedenslilie zeigt.
Quelle Marx S. 16
Juden stehen jedoch unter dem unmittelbaren Schutz des Kaisers, der sie als Fernhändler schätzt und braucht. Diesen Schutz lässt sich der Kaiser allerdings teuer bezahlen und sein starker Arm ist im großen Reich nicht immer zur Stelle.
Innerhalb einer christlichen Welt, die sich gerade erst vom Heidentum losgesagt hat, betrachteten sich die Juden als Vorkämpfer des reinen, des monotheistischen Gottesglaubens. Das damalige Judentum missionierte, und seine Mission zeigte unter den Christen auch Erfolge. Das Judentum (wie der Islam) galt vielen Gebildeten als moderne, vernunftgemäße Religion. Es kennt keinen Wunderglauben und keine Sakramente, nicht den Glauben an das Sühnopfer Christi und an die Dreifaltigkeit Gottes.
© Bernhard Gelderblom Hameln