Während die Ekklesia, die Verkörperung der Kirche, erhobenen und gekrönten Hauptes mit Kelch und Siegesfahne dargestellt ist, ist ihr die Synagoge in allem entgegengesetzt: das Haupt gebeugt, die Augen mit einer Binde bedeckt, die Lanze gebrochen, die Krone entglitten. Die Darstellung in Pöhlde bringt mit dem "gehörnten" Bock noch ein obszönes Motiv ins Spiel.
In der aus dem 14. Jahrhundert stammenden Marienkirche in Lemgo
findet sich am Kanzelpfeiler dieses Figurenrelief: Jesus wird von
zwei Juden, die durch spitze Hüte gekennzeichnet sind, geschlagen.
Nach dem Neuen Testament waren es tatsächlich römische Soldaten,
die Jesus vor der Kreuzigung auspeitschten.
Es häuften sich die verzerrenden Darstellungen von Juden in Kirchen. Sie wurden als Gottesmörder gebrandmarkt.
Im 12. Jahrhundert kam der Ritualmordvorwurf auf: Juden töten angeblich christliche Kinder und benutzen ihr Blut für rituelle Zwecke. Wehe, wenn irgendwo ein christliches Kind spurlos verschwand!
Auf derselben Ebene lag der Vorwurf der Hostienschändung. Die Juden setzen sich in den Besitz einer geweihten Hostie und stechen mit Messern darauf ein. Am Ende geschieht das Wunder, dass die Hostie blutet – und die Juden bekehren sich!
Im Jahre 1215 setzte Papst Innozenz durch, dass die Juden sich in ihrer
Kleidung durch das Tragen eines gelben Ringes kenntlich machen müssen. Goebbels
wird 1942 das Gelb dieses Flecks aufgreifen.
Jüdisches Paar im 16. Jahrhundert. Der Mann trägt auf
seinem Umhang den gelben Ring.
Quelle Marx S. 19
© Bernhard Gelderblom Hameln