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Die Stadt Hameln und ihre Juden
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Ein Gang durch 700 Jahre gemeinsamen Lebens

Die Zeit des Mittelalters und der frühen Neuzeit

Die Verketzerung durch die Kirche

Auf christlicher Seite änderte sich in den beiden Jahrhunderten
nach den Kreuzzügen viel. Unter dem Einfluss der neuen Mönchsorden, besonders der Zisterzienser, der Franziskaner und Dominikaner, verschärfte sich die Judenfeindlichkeit im Volk.
Es kam zu inszenierten Disputationen, wobei der jüdische Gesprächspartner in die Defensive gedrängt ist.

Die klassische Sicht des Verhältnisses von Christen und Juden verkörperte sich in der Darstellung der "Synagoge" und der "Ekklesia", die sich bis heute in vielen Kirchen findet.

Synagoge - Darstellung in Pöhlde 1284
Synagoge - Darstellung in der Kirche von
Pöhlde von 1284
Quelle Marx S. 29

Während die Ekklesia, die Verkörperung der Kirche, erhobenen und gekrönten Hauptes mit Kelch und Siegesfahne dargestellt ist, ist ihr die Synagoge in allem entgegengesetzt: das Haupt gebeugt, die Augen mit einer Binde bedeckt, die Lanze gebrochen, die Krone entglitten. Die Darstellung in Pöhlde bringt mit dem "gehörnten" Bock noch ein obszönes Motiv ins Spiel.

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Es häuften sich die verzerrenden Darstellungen von Juden in Kirchen. Sie wurden als Gottesmörder gebrandmarkt.

Ritualmord 1493 mit Judenhut und -fleck
Darstellung eines Ritualmordes (1493)
Quelle Marx S. 33

Im 12. Jahrhundert kam der Ritualmordvorwurf auf: Juden töten angeblich christliche Kinder und benutzen ihr Blut für rituelle Zwecke. Wehe, wenn irgendwo ein christliches Kind spurlos verschwand!

 

Hostienschändung 1492
Hostienschändung (1492)
Quelle Marx S. 31

Auf derselben Ebene lag der Vorwurf der Hostienschändung. Die Juden setzen sich in den Besitz einer geweihten Hostie und stechen mit Messern darauf ein. Am Ende geschieht das Wunder, dass die Hostie blutet – und die Juden bekehren sich!

 
Im Jahre 1215 setzte Papst Innozenz durch, dass die Juden sich in ihrer Kleidung durch das Tragen eines gelben Ringes kenntlich machen müssen. Goebbels wird 1942 das Gelb dieses Flecks aufgreifen.

Jüdisches Paar im 16. Jh. (mit gelbem Fleck)
Jüdisches Paar im 16. Jahrhundert. Der Mann trägt auf
seinem Umhang den gelben Ring.
Quelle Marx S. 19

 

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© Bernhard Gelderblom Hameln