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Die Stadt Hameln und ihre Juden
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Ein Gang durch 700 Jahre gemeinsamen Lebens

Die Zeit des Mittelalters und der frühen Neuzeit

Die Folgen der Pest: Die Verfolgung und Austreibung der Juden

Während der großen Pest in der Mitte des 14. Jahrhunderts kam es in ganz Europa erneut zu schweren Verfolgungen der Juden.

Die Seuche wurde für die Juden zu einem fürchterlichen Verhängnis. Allerorten wurden sie der Brunnenvergiftung bezichtigt und verbrannt. Der Judenhass war vor allem eine Folge der unaufhörlichen antijüdischen Agitation, die von Wanderpredigern ausging. Mindestens 300 Gemeinden in Deutschland wurden in dieser Zeit vernichtet.

Die große Pest erreichte Hameln in den Jahren um 1350 (1348-1351). Aus den städtischen Quellen sind keine Berichte über Judenverbrennungen bekannt. Jüdische Memorbücher nennen jedoch auch Hameln als Ort, an dem jüdische Märtyrer ihr Leben ließen. Wie viele Juden der Verfolgung zum Opfer fielen und ob damals alle Mitglieder der Gemeinde die Stadt verließen, wissen wir nicht. 

Judenverbrennung 15. Jh.
Judenverbrennung (spätes 15. Jahrhundert)
Quelle Marx S. 28

Nach der Pest kam es in den meisten Städten zu einer raschen Wiederaufnahme der Juden. Die Städte brauchten das Kapital der Juden. Aber nun wurden sie nur noch einzeln und auf Widerruf aufgenommen. Der befristete, Aufenthaltsort und Erwerb genau definierende und teuer zu bezahlende Schutzbrief wurde Voraussetzung für eine Ansiedlung. Die Juden konnten ihren Wohnort und ihr Gewerbe nicht mehr frei wählen. Jetzt sank ihr Status zu einer kaum geduldeten und nahezu entrechteten Randgruppe ab.

Seit dem 15. Jahrhundert lebten die Juden in dauernder Unsicherheit. Die Legende vom ewigen Juden Ahasver ging um. Der kann nicht sterben und ist aus Strafe für die Kreuzigung des Erlösers dazu verdammt, ewig herumzuwandern und dadurch überall die Wahrheit der christlichen Überlieferung zu bezeugen. "Jetzt töten und quälen sie uns nicht mehr, sondern vertreiben uns nur", heißt es in einer rabbinischen Predigt aus dem Jahre 1592.

Viele Juden wanderten aus, nach Polen, Litauen und ins Osmanische Reich, wo blühende Gemeinden entstanden. Andere flüchteten in die Dörfer. Diese Verdrängung der Juden auf das Land und ihre Zerstreuung in Hunderten von Dörfern war eine entscheidende Wende. Das Landjudentum bestimmte nun für Jahrhunderte den Kern des deutschen Judentums und machte seinen Charakter aus.

Jüdischer Trödler, handelt auf einem Markt mit alten Kleidern.
Ein jüdischer Trödler handelt mit alten Kleidern
(um 1800).
Quelle Marx S. 120

In den Dörfern lebten meist nur wenige Juden. Der Landjude zog mit der Kiepe von Haus zu Haus, lebte kümmerlich vom Viehhandel und vom Schlachten.

Die Armut ließ nicht zu, den Talmud zu studieren. So wurden amtliche Rabbiner gebraucht, denen es aber kaum möglich war, die geistliche Versorgung sicher zu stellen. Zu der materiellen Not trat die geistliche Verarmung.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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© Bernhard Gelderblom Hameln