In Anwesenheit des Landrabbiners Dr. Meyer aus Hannover fiel auf einer Gemeindeversammlung im Jahre 1862 der Beschluss über den Bau einer neuen Synagoge.
Die Garnisonskirche im Jahre 2004
Da bot sich nach Auflösung der Hamelner Garnison und nach Wiederherstellung des Münsters im Jahre 1875 die Möglichkeit, die nun leer stehende und im Besitz der Stadt sich befindende Kirche der Garnison zu kaufen. Die jüdische Gemeinde hatte an dem Bauwerk vor allem wegen seiner zentralen Lage in der Osterstraße großes Interesse, die Stadt neigte aus finanziellen Gründen zum Verkauf.
"Wir erlauben uns die hiesige israelitische Gemeinde auf die St. Spirituskirche hinzuweisen. Für sie wäre es ein passendes Lokal. Die städtischen Collegien werden nicht abgeneigt sein, der israelitischen Gemeinde durch billige Preisstellung entgegen zu kommen."
Am 17. September 1875 wurde der Kaufvertrag, der sich auf 10.000 RM belief, unterzeichnet, "unter Vorbehalt der Genehmigung des Consistoriums", also der vorgesetzten Kirchenbehörde in Hannover.
Für die beiden Vertragspartner unerwartet, gab das Consistorium in Hannover eine negative Stellungnahme zu den Verkaufsplänen ab.
"... es dürfte für die christlich gesinnten Bewohner Hamelns kaum zu ertragen sein, die St. Spiritus-Kirche künftig in jüdische Religionsbräuche übergehen und in solcher Weise entchristlicht zu sehen. Das müsse weit mehr stören, als wenn an einzelnen Orten unbenutzte Kirchengebäude zu profanen Zwecken verwandt werden."
Als der Magistrat an den Verkaufsplänen festhielt, kam es zur einer Bürgerversammlung. Die Ansicht des Consistoriums in Hannover fand keine Mehrheit in der Hamelner Bevölkerung. Auch eine Petition Hamelner Bürger gegen den Verkauf fand nur 63 Unterstützer. Erst durch einen Vortrag des Hamelner evangelischen Pfarrers Klapp in der Garnisonskirche kam in der Bevölkerung eine stark negative Stimmung gegenüber den Verkaufsplänen auf. Der Magistrat sprach in Bezug auf Pfarrer Klatt von "Agitation".
Es war dann die Landdrostei in Hannover, also die heutige Bezirksregierung, die den Verkauf stoppte, wegen angeblicher Formfehler, tatsächlich aber wohl, um den erheblich gestörten Frieden in der Bürgerschaft wieder herzustellen.
Die Stadt sah sich nun gegenüber der jüdischen Gemeinde in der Pflicht. Sie bot ihr im Januar 1877 ein Grundstück in der Bürenstraße an. Darüber kam es nun in der jüdischen Gemeinde zu einem erbitterten Streit. Die Gegner dieses Platzes betonten die Nachteile dieses Platzes:
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das Grundstück war durch den angrenzenden Arm der Hamel teilweise sumpfig
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die Umgebung bildeten Gärten; es gab in der Umgebung damals fast keine Bebauung, schon gar keine repräsentative
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ein Neubau würde große Mittel verschlingen, über welche die kleine Gemeinde, die damals knapp 200 Köpfe zählt, nicht verfügte.
Doch der Gemeinde blieb keine Wahl; sie musste kaufen und bauen, denn der Betsaal in der Alten Marktstraße war zum 1. Oktober 1877 gekündigt worden.
Mit Hilfe des hannoverschen Landrabbiners wandte sich die Gemeinde an den damals bereits hoch gerühmten jüdischen Architekten Oppler in Hannover, setzte diesem allerdings einen ganz engen finanziellen Rahmen. Oppler willigte ein und machte sich an die Planung.
Am 14. August 1877 kam es zu einem Treffen im Hauses des Baurates Oppler. Anwesend waren neben Oppler der Landrabbiner und als Vertreter der Gemeinde Hameln C. Michaelis als Vorsteher und W. Rosenstern. Dabei wurden die Pläne Opplers gebilligt, der Bau der Lehrerwohnung auf später verschoben. Bis zur Fertigstellung der Synagoge sollte der Gottesdienst in einem Privathaushalt stattfinden.
Über Spenden, einen bedeutenden städtischen Kredit und eine Synagogenbaulotterie wurde das für die Gemeinde außerordentlich anspruchsvolle Unternehmen finanziert.
© Bernhard Gelderblom Hameln