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Die Stadt Hameln und ihre Juden
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Die Vernichtung jüdischen Lebens - 1933 bis 1945

Die Ausschaltung der jüdischen Konkurrenz

Die Boykottmaßnahmen gegen die jüdischen Geschäfte wurden in schwächerer Form Alltag. Bürger wurden von Hitlerjungen beim Betreten jüdischer Geschäfte fotografiert, die Fotos in den sogenannten "Stürmerkästen" veröffentlicht. In Hameln befand sich einer dieser Kästen gegenüber dem Hochzeitshaus.

Synagoge - Schaukasten
(Quelle Stadtarchiv Hameln)

Ein weiterer stand neben der Synagoge in der Bürenstraße. Die Aufschrift auf einem der beiden Schaukästen lautet:

"Brecht die Judenmacht, dann erlöst ihr die Menschheit".

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In den Schaukästen wurde die berüchtigte antisemitische Zeitschrift "Der Stürmer" von Julius Streicher ausgehängt. 

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1935 beschwerte sich der "Centralverein der deutschen Staatsbürger jüdischen Glaubens" im Auftrag Hamelner Juden beim Regierungspräsidenten in Hannover.

"Bis in die letzte Zeit hinein haben in Hameln sehr häufig vor den jüdischen Einzelhandelsgeschäften Posten gestanden, welche die Käufer von dem Einkauf in jüdischen Geschäften abzuhalten versuchten.
An der belebtesten Stelle der Stadt ist eine sogenannte Prangertafel (gemeint ist der "Stürmerkasten") am Hause ... Osterstraße 52 angebracht. Auf dieser Tafel befindet sich ein ... Zettel etwa folgenden Inhalts:

'Kampf dem Juden als größte Verbrecherorganisation der Welt. An dieser Stelle werden Juden, Judenknechte und Judendirnen veröffentlicht. Die Volksgenossen werden gebeten, schriftliche Angaben ... an die Ortsgruppe der N.S.D.A.P. Hameln zu richten.'

Gegenwärtig sind an dieser Tafel die Namen von 2 Leuten angeschlagen, die in jüdischen Zigarrengeschäften gekauft haben sollen.

Am 12. August 1935 hat außerdem der Herr Oberbürgermeister in Hameln in den Tageszeitungen eine Bekanntmachung erlassen, in der es heißt:

'Die Stadtverwaltung vergibt Arbeiten und Lieferungsaufträge nicht an Volksgenossen, die selbst oder durch ihre Familienmitglieder bei Juden kaufen, mit Juden Verkehr pflegen, jüdische Rechtsanwälte und Ärzte in Anspruch nehmen oder ihre Grundstücke an Juden verpachten.'

Am Hochzeitshaus der Stadt Hameln, in dem sich der größte Teil der Stadtverwaltung befindet, ist ein Transparent mit folgendem Inhalt angebracht:

'Umgang mit Juden, Ausschluß aus der Volksgemeinschaft.'

Auf dem Pferdemarkt, auf dem der Wochenmarkt stattfindet, sind 2 Holzschilder folgenden Inhalts angebracht:

'Juden haben hier nichts zu schnüffeln.'"

Soweit das Zitat aus dem Beschwerdebrief.

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1933, noch mehr 1934, kam es zu zahlreichen Geschäftsaufgaben, Firmenverkäufen, Vergleichsverfahren und Konkursen. Zu den ersten gehören, die aufgeben mussten, gehörten das Warenhaus Karl Friedheim in der Bäckerstraße und das Schuhgeschäft von Louis Keyser.

Keyser
(Quelle Stadtarchiv Hameln)

 

Neueröffnungen "arisierter" Geschäfte wurden der deutschen Kundschaft groß annonciert.
 

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DEWEZET vom 22.8.1934

 
Im April 1933 verloren jüdische Ärzte die Kassenzulassung, jüdische Rechtsanwälte die Zulassung zunächst zum Landgericht und zum Amtsgericht. Beides kam einem Berufsverbot gleich./p>

Von den 29 im Boykottaufruf genannten Geschäften, Rechtsanwälten und Ärzten haben bis Ende 1935 über 20 aufgegeben. Der Oberbürgermeister schreibt im November 1935:

"Bei einigen hier noch in jüdischen Händen befindlichen Geschäften schweben noch Verhandlungen zwecks Übernahme durch arische Kaufleute. In absehbarer Zeit wird in Hameln kein Geschäft von Juden mehr betrieben werden."

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© Bernhard Gelderblom Hameln