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Die Stadt Hameln und ihre Juden
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Die Vernichtung jüdischen Lebens - 1933 bis 1945

Nach der Vernichtung

Einhundertundein Bürgerinnen und Bürger jüdischen Glaubens, die in Hameln geboren wurden, in dieser Stadt lebten oder Hameln als Wohnsitz nahmen, wurden in der Zeit des Nationalsozialismus ermordet.

Die Überlebenden kämpften um Rückerstattung und Entschädigung.
 

Familie Hammerschlag

Im Juni 1947 meldete Ernst Hammerschlag, der einzige Überlebende der Familie, Ansprüche auf Rückerstattung an. Er musste Verschleppung und Tod seiner Angehörigen sowie deren Einkommen und Vermögenswerte beweisen, was nahezu unmöglich war.

Hammerschlag Haus
Das Geschäfts- und Wohnhaus der Familie
Hammerschlag in der Emmernstraße

Aus dem umfangreichen Verfahren, das sich bis 1965 hinzog, soll hier nur ein Komplex dargestellt werden, der Antrag auf Entschädigung für das Warenlager und Geschäftsinventar im Wert von insgesamt 30.000 RM. Der Antrag wurde zunächst abgewiesen. Hammerschlag musste nachweisen, dass an Geschäft und Warenlager ein "Zerstörungs- und Plünderungsschaden" entstanden sei.

Zu dieser Frage wurden Ende 1963 Ermittlungen in Hameln angestellt. Mit der Angelegenheit wurde ausgerechnet Stadtrat Dr. Hans Krüger betraut, der in der Zeit des Dritten Reiches als Leiter des Dezernats "Judenangelegenheiten" hauptverantwortlich für die Maßnahmen gegen die jüdischen Bürger Hamelns gewesen war. Das Ergebnis der Zeugenvernehmungen ist nicht weiter verwunderlich. Die Zeugen konnten sich weder an die Verhaftung Hermann Hammerschlags noch an eine Plünderung erinnern. Das Warenlager sei zurückerstattet worden.

Als Ergebnis seiner Vernehmungen meldete Stadtrat Dr. Hans Krüger an den Regierungspräsidenten in Hannover.

Herr W.-E. kann sich nicht erinnern, dass in der Kristallnacht das Warenlager des Herrn Hermann Hammerschlag geplündert oder zerstört worden sei. Herr W.-E. glaubt sich erinnern zu können, dass die sichergestellten Waren an Hammerschlag zurückgegeben werden mussten. Ob Herr Hermann Hammerschlag nach der Kristallnacht verhaftet und in ein Konzentrationslager gebracht wurde, ist dem Zeugen nicht bekannt.

Herr Carl H., der Hausbesitzer, ... kann sich an Einzelheiten ... nicht erinnern.

Die Eheleute Georg und Erna S. ... können sich daran erinnern, dass die Schaufensterscheibe des Hermann Hammerschlag nach der Kristallnacht mit Brettern vernagelt war und dass in der Waschküche im Hause Hammerschlag eine gewisse Unordnung herrschte (umgeworfene Fensterpuppen und Kartons mit einzelnen Schuhen lagen herum). ... Von weiteren Plünderungen und Zerstörungen ist den Eheleuten Schmidt nichts bekannt.

Das Gericht entschied, dass sich "keine Anhaltspunkte für das Verbleiben der Ladeneinrichtung und des Warenstandes" haben finden lassen. Weil eine spätere Versteigerung des Warenlagers und Inventars zu Schleuderpreisen aber anzunehmen sei, wurde immerhin ein "Verschleuderungsschaden" anerkannt. Ernst Hammerschlag erhielt für einen Schaden von ca. 30.000 RM eine Entschädigung in Höhe von 450,85 DM.

 
Neben Stadtrechtsrat Dr. Krüger war auch Vermessungsrat Reiche wieder in den Diensten der Stadt. Die beiden Beamten hatten im Dritten Reich die "Judenangelegenheiten" bearbeitet./p>

Eine Anfrage des Rechtsamtes der Stadt Hannover, wer denn verantwortlich für die Zusammenpferchung der Hamelner Juden in sogenannten Judenwohnungen gewesen sei, beantworten die beiden folgendermaßen:

"Rechtsamt der Stadt Hameln
9. November 1951

"Nach den hiesigen Feststellungen erfolgte die Zusammenfassung der in Hameln wohnenden jüdischen Familien in sog. Judenwohnungen auf Veranlassung der Kreisleitung der NSDAP.
Bei der Feststellung der betreffenden Wohnungen wurde das städtische Wohnungsamt beteiligt.
Nach unseren Ermittlungen soll für diese Maßnahme eine Verfügung der Regierung maßgebend gewesen sein, die hier aber nicht bekannt ist. Es wird angenommen, dass diese Vorgänge während des Krieges beseitigt wurden.
Über den Verbleib der in den früheren Wohnungen zurückgelassenen Möbel ist ebenfalls nichts Näheres bekannt, wahrscheinlich hat auch darüber die Kreisleitung der NSDAP verfügt.

Der Oberstadtdirektor
Im Auftrage
Dr. Krüger"

Schreiben von Dr. Krüger
Schreiben von Dr. Krüger an die Stadt Hannover vom 9.11.1951
(Quelle Stadtarchiv Hameln)

Keiner ist es gewesen. Keiner war dabei. Niemand hat etwas gesehen.

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© Bernhard Gelderblom Hameln