© Bernhard Gelderblom Hameln
Die bisherige Synagoge hatte sich in einem heute abgerissenen Haus in der Alten Marktstraße befunden, in einem angemieteten Raum. Sie hatte schon lange nicht mehr den Bedürfnissen der Gemeinde nach Platz und Repräsentation genügt.
1875 hatte der städtische Magistrat der jüdischen Gemeinde die leer stehende Garnisonskirche in der Osterstraße zur Einrichtung einer Synagoge verkauft. Einzelne evangelische Pfarrer erzeugten daraufhin ein massiv antijüdisches Klima.
Sie sahen in der Umwandlung der Kirche in eine Synagoge eine Entweihung und würden es, wie sie sagten, viel leichter ertragen, die Kirche profanen Zwecken zu widmen, etwa als Turnhalle. Es kommt in Hameln zu massiven Anzeichen von Judenhass: Schließlich greift die Regierung in Hannover ein und verbietet mit der vorgeschobenen Begründung, der Kaufpreis sei zu niedrig, den Verkauf.
Die jüdische Gemeinde musste notgedrungen auf einen Bauplatz in der abgelegenen Bürenstraße ausweichen.
Das Gotteshaus, das dort nun neu errichtet wird, ist Stein gewordenes Zeugnis der staatstragenden Gesinnung der Hamelner Juden. Der monumentale Bau verkörperte die überwiegend konservative und nationale Haltung der Gemeinde auf eindrucksvolle Weise. Vorsteher der Gemeinde ist damals Carl Michaelis; seinen Onkel, Salomo Heinrich Michaelis, hatten wir oben als Verleger, Hochschullehrer und Zensor kennen gelernt.
Der Architekt der Synagoge, der Jude Edwin Oppler aus Hannover, hatte 1879 bei der Einweihung formuliert:
"Der deutsche Jude muss im deutschen Staate auch im deutschen Stil bauen. ... Der romanische Stil ist durch und durch deutsch. Der Rundbogen ist das Sinnbild der Kraft und des Ernstes und der Ruhe. Darum wähle ich diesen Stil."
Die Männersitze befinden sich im Erdgeschoss, die
Frauensitze auf einer umlaufenden Empore im Obergeschoss, Kanzel und Thora-Schrein
finden sich im Osten. Mit dem Bau, der sich am Typus der evangelischen Kirche
orientiert, will sich die jüdische Gemeinde als gleichberechtigte und selbstbewusste
Gruppe in der Kommune darstellen. Bei der Einweihung der Synagoge ist es
der Bürgermeister, der das neue Bauwerk feierlich eröffnet.
Zur Feier des fünfzigsten Synagogenjubiläums im Jahre 1929 sind erneut alle
Größen der Stadt geladen. Die evangelischen Geistlichen fehlen – wie vorher
schon bei der Einweihung der Synagoge.
Nicht erst seit 1933 ist die Synagoge Ziel von Anschlägen. 1883 kommt es in Hameln zu Verwüstungen: Fenster werden eingeworfen, Steine aus der Fassade gebrochen.