© Bernhard Gelderblom Hameln
Ernst Katzenstein ließ sich 1924 als Anwalt in Hameln nieder. Über seine letzten Monate in Hameln berichtet er in einem Brief.
"Ich war verlor meine Zulassung, weil ich Jude war, bereits am 1. Mai 1933 und wanderte daraufhin nach dem damaligen Palästina aus.
Ich selbst wurde bereits vor dem 30. Januar 1933 von nationalsozialistischer Seite bedroht, belästigt und beleidigt; am späten Abend und in der Nacht kamen oft anonyme Telefonanrufe mit Drohungen und Beschimpfungen wie "Judenschwein".
Einige Tage vor dem Boykott des 1. April 1933 empfahl mir ein Richter des Amtsgerichts Hameln, dass ich über den 1. April besser für einige Tage aus Hameln verschwinden würde. Ich habe den Rat befolgt, und tatsächlich kamen am 1. April auch SA-Leute an meine Hamelner Wohnung, um mir entweder meinen Reisepass abzunehmen oder mich zu verhaften.
Am 1. April selbst wurden SA-Männer vor mein Büro gestellt, um Klienten den Zutritt zu versperren oder zu erschweren. In der Nacht davor waren sämtliche Fenster meines nach der Straße gelegenen Büros eingeschlagen."
Ernst Katzenstein ging nach Palästina. Er musste sich in ein völlig anderes Rechtssytem einzuarbeiten und eine fremde Sprache lernen. Mit den Jahren wurde er ein erfolgreicher Anwalt.
Nach Kriegsende arbeitete er für verschiedene jüdische Organisationen in Deutschland und war Fachmann für die gesamte Problematik der "Wiedergutmachung".