Im Hintergrund die Widmungstafel
Die Widmungstafel enthält neben der Silhouette der Westfassade der Synagoge den Text:
An dieser Stelle stand seit 1879 die Synagoge, das Gebetshaus
der jüdischen Gemeinde Hameln.
In der Nacht des 9. November 1938 haben Hamelner Nationalsozialisten die
Synagoge geplündert und niedergebrannt. Grabsteine auf dem jüdischen Friedhof
wurden zerschlagen und zehn jüdische Männer in das Konzentrationslager Buchenwald
verschleppt.
Auf insgesamt fünf Namenstafeln sind 99 Personen mit ihrem Alter und ihrem Deportationsschicksal festgehalten. Nur bei neun Menschen wissen wir das Datum und den Ort ihres Todes. Bei der Mehrzahl sind Ortsnamen wie Warschau, Riga, Auschwitz, Maly Trostinec die letzte Spur ihres Lebens. 24 mal steht ein "Verschollen" am Ende der Zeile. Dann wissen wir nicht einmal vom Datum und Zielort der Deportation.
Dieses Mahnmal ist zur Erinnerung an die jüdischen Bürgerinnen und Bürger Hamelns errichtet worden. Sie waren Deutsche, und viele lebten seit Generationen in dieser Stadt.
In der Zeit des Nationalsozialismus – 1933-1945 – wurden sie ohne nennenswerten Protest der Bevölkerung von Bürgern der Stadt entrechtet und gedemütigt. Sie wurden verjagt, in den Selbstmord getrieben oder deportiert und in den Vernichtungslagern ermordet.
Ihre Namen sind, soweit bekannt, auf diesen Tafeln verzeichnet.
Lotte Arensberg, geb. Blankenberg, 35 Jahre alt, deportiert 1941 nach Riga
Gustav Behrendt, 61 Jahre alt, verschollen
Else Bernstein, 49 Jahre alt, deportiert 1941 nach Lodz
Karl Bernstein, 61 Jahre alt, deportiert 1942 nach Riga
Max Bernstein, 52 Jahre alt, deportiert 1943 nach Sobibor
Paula Bernstein, geb. Lion, 59 Jahre alt, deportiert 1942 nach Riga
Rosa Bernstein, geb. Neuburg, 87 Jahre alt, deportiert 1942 nach Theresienstadt
Margarete Birnbaum, geb. Goldstein, 44 Jahre alt, Selbsttötung am 21. Mai 1939 im Gerichtsgefängnis Hameln
Max Birnbaum, 48 Jahre alt, deportiert 1942 nach Warschau
Henriette Blancke, 57 Jahre alt, deportiert 1942 nach Trawniki
Oskar Blancke, 64 Jahre alt, deportiert 1943 nach Auschwitz
Elise Blankenberg, geb. Steeg, 57 Jahre alt, deportiert 1941 nach Riga
Moses Blankenberg, 69 Jahre alt, deportiert 1941 nach Riga
Paula Cahn, 77 Jahre alt, deportiert 1942 nach Theresienstadt
Martha Cohn, 47 Jahre alt, verschollen
Thekla Cohn, geb. Bernstein, 57 Jahre alt, deportiert 1941 nach Minsk
Rosa Culp, geb. Weinberg, 76 Jahre, deportiert 1942 nach Theresienstadt
Mary Dehnicke, 77 Jahre alt, deportiert 1943 nach Theresienstadt
Selma Frankenstein, 73 Jahre alt, deportiert 1942 nach Theresienstadt, von dort nach Treblinka
Henriette Friedheim, geb. Kanstein, 66 Jahre alt, deportiert 1942 nach Theresienstadt
Ingrid Friedheim, 6 Jahre alt, deportiert 1943 nach Auschwitz
Sophie Friedheim, geb. Culp, 33 Jahre alt, deportiert 1943 nach Auschwitz
Hermann Goldmann, 66 Jahre alt, deportiert 1942 nach Riga
Louis Goldmann, 65 Jahre alt, deportiert 1942 nach Minsk
Sally Goldmann, 54 Jahre alt, deportiert 1944 nach Bergen-Belsen
Bertha Goldstein, 52 Jahre alt, verschollen
Betty Goldstein, geb. Herzberg, 84 Jahre alt, verschollen
Selma Gottschalk, geb. Keyser, 43 Jahre alt, deportiert 1943 nach Sobibor
Erich Jakob Grawi, 49 Jahre alt, deportiert 1942 nach Buchenwald
Bertha Hammerschlag, geb. Haas, 77 Jahre alt, deportiert 1942 nach Theresienstadt
Bianka Hammerschlag, geb. Nochem, 36 Jahre alt, verschollen
Helene Dina Hammerschlag, 5 Jahre alt, verschollen
Hermann Hammerschlag, 45 Jahre alt, verschollen
Henriette Herz, geb. Jordan, 75 Jahre alt, deportiert 1942 nach Theresienstadt, von dort nach Treblinka
Eugenie Hochheimer, geb. Frankenberg, 72 Jahre alt, deportiert 1942 nach Theresienstadt, von dort nach Treblinka
Bertha Hohenstein, geb. Oppenheimer, 63 Jahre alt, verschollen
Moritz Hohenstein, 65 Jahre alt, verschollen
Henny Insel, geb. Rosenberg, 69 Jahre alt, deportiert 1943 nach Sobibor
Albert Jonas, 70 Jahre alt, deportiert am 1942 nach Theresienstadt
Alfred Jonas, 42 Jahre alt, verschollen Alice Jonas, 33 Jahre alt, deportiert 1941 nach Riga
Anneliese Jonas, 35 Jahre alt, deportiert 1943 nach Theresienstadt, von dort nach Auschwitz
Bertha Jonas, geb. Rothenberg, 71 Jahre alt, deportiert 1942 nach Theresienstadt
Else Jonas, 42 Jahre alt, deportiert 1942 nach Warschau
Emilie Jonas, 78 Jahre alt, deportiert 1942 nach Theresienstadt
Paul Jonas, 75 Jahre alt, deportiert 1942 nach Theresienstadt
Rosette Jonas, geb. Rothenberg, 67 Jahre alt, deportiert 1942 nach Theresienstadt, von dort nach Auschwitz
Eva Kamenetzky, 14 Jahre alt, verschollen
Henriette Kamenetzky, geb. Löwenstein, 47 Jahre alt, verschollen
Salomon Kamenetzky, 56 Jahre alt, verschollen
Rieka Katz, geb. Jordan, 72 Jahre alt, deportiert 1942 nach Theresienstadt, von dort nach Maly Trostinec
Walter Katz, 34 Jahre alt, deportiert 1938 nach Buchenwald
Berta Keyser, 36 Jahre alt, deportiert 1943 nach Auschwitz
Emma Keyser, geb. Goldmann, etwa 85 Jahre alt, deportiert nach Sobibor
Salomon Keyser, 86 Jahre alt, deportiert 1943 nach Westerbork
Leon Elias Kratzenstein, 36 Jahre alt, deportiert 1943 nach Sobibor
Dr. Siegmund Kratzenstein, 62 Jahre alt, deportiert 1938 nach Buchenwald
Paula Kretlow, geb. Meyer, 56 Jahre alt, verschollen
Helene Lehs, geb. Zamory, 38 Jahre alt, deportiert 1941 nach Minsk
Dr. Herbert Levy, 42 Jahre alt, verschollen
Emma Esther Lilienthal, geb. Frank, 73 Jahre alt, deportiert 1942 nach Theresienstadt
Adele Löwenstein, 67 Jahre alt, verschollen
Hedwig Löwenstein, 61 Jahre alt, deportiert 1942 nach Maidanek
Hermann Löwenstein, 69 Jahre alt, deportiert 1942 nach Theresienstadt, von dort nach Auschwitz
Julia Löwenstein, geb. Levy, 54 Jahre alt, verschollen
Julius Löwenstein, 60 Jahre alt, deportiert 1941 nach Minsk
Rosa Löwenstein, geb. Oberschützki, 60 Jahre alt, deportiert 1942 nach Izbica
Selma Löwenstein, 63 Jahre alt, verschollen
Wilhelm Löwenstein, 59 Jahre alt, deportiert 1942 nach Izbica
Erna Marcus, geb. Lehmann, 60 Jahre alt, deportiert 1942 nach Theresienstadt, von dort nach Auschwitz
Moses Moritz Marcus, 65 Jahre alt, deportiert 1942 nach Theresienstadt, von dort nach Auschwitz
Julius Maybaum, 66 Jahre alt, verschollen
Käthe Mendelsohn, geb. Rosenstern, 63 Jahre alt, deportiert 1942 nach Riga
Johanne Michaelis, 71 Jahre alt, deportiert 1942 nach Theresienstadt
Gertrud Moos, geb. Jonas, 54 Jahre alt, deportiert nach Auschwitz
Fritz Münchhausen, 46 Jahre alt, deportiert 1942, verschollen
Hedwig Nussbaum, geb. Bernstein, 55 Jahre alt, deportiert 1942 nach Minsk
Hildegard Nussbaum, geb. Jonas, 44 Jahre alt, deportiert 1941 nach Riga
Ida Oppenheimer, 78 Jahre alt, deportiert 1942 nach Theresienstadt
Georg Reichmann, 56 Jahre alt, verschollen
David Rosenbaum, 65 Jahre alt, deportiert 1941 nach Lodz
Jenny Rosenbaum, 66 Jahre alt, deportiert 1942 nach Trawniki
Paula Rosenbaum, geb. Hanke, 64 Jahre alt, deportiert 1942 nach Trawniki
Hermann Rosenberg, 65 Jahre alt, deportiert 1942 nach Monowitz bei Auschwitz
Hermann Rosenkranz, 54 Jahre alt, deportiert 1941 nach Riga
Martha Rothenberg, geb. Neuburg, 59 Jahre alt, deportiert 1941 nach Riga
Rosa Schenk, geb. Keyser, 48 Jahre alt, deportiert 1942 nach Auschwitz
Johanna Schragenheim, 83 Jahre alt, deportiert 1942 nach Theresienstadt
Frieda Schwarz, 41 Jahre alt, verschollen
Max Schwarz, 72 Jahre alt, deportiert 1942 nach Theresienstadt
Regine Schwarz, geb. Löwenstein, 73 Jahre alt, deportiert 1942 nach Theresienstadt, von dort nach Auschwitz
Ludwig Selberg, 20 Jahre alt, deportiert 1942 nach Auschwitz
Rudolf Schwarz, 40 Jahre alt, deportiert 1940 nach Buchenwald
Ida Weinberg, geb. Neuburg, 65 Jahre alt, verschollen
Herta Wildau, geb. Rose, 55 Jahre alt, deportiert 1942 nach Theresienstadt, von dort nach Auschwitz
Hugo Wildau, 58 Jahre alt, deportiert 1942 nach Theresienstadt, von dort nach Auschwitz
Anna Windmüller, 40 Jahre alt, verschollen
Joseph Wollberg, 55 Jahre alt, deportiert 1942, verschollen
Kurt Wollberg, 77 Jahre alt, deportiert 1942 nach Theresienstadt
"Mögen ihre Seelen eingebunden sein in das Bündel des Lebens."
Liegend vor der geborstenen Säule ist eine Textplatte mit einem Zitat von Elie Wiesel angebracht.
Das Gegenteil von Liebe ist nicht Hass, sondern Gleichgültigkeit.
Das Gegenteil von Hoffnung ist nicht Verzweiflung,
das Gegenteil von Erinnerung und Gedächtnis nicht Vergessen,
es ist wiederum Gleichgültigkeit.
Nur Erinnerung kann gegen sie ankämpfen.
Wenn wir aus dieser Gleichgültigkeit ausbrechen,
kann die Vergangenheit mit all dem Grauen, das sie enthält,
ein Schutzschild für die Menschheit werden.
Elie Wiesel
Auf der Rückseite des Zaunes befindet sich eine kleine Textplatte mit einem Zitat von Günther Eich.
Bleibt bei uns, ihr Toten. Helft uns vor neuer Schuld.
Günther Eich